Angst ist ein negativer emotionaler Zustand und entsteht im Gehirn. Die Fähigkeit, sie zu empfinden, ist angeboren. Angst ist ein altes und lange bewährtes biologisches Überlebensprogramm und initiiert Angstverhalten (Einfrieren/Meiden/Flüchten), um den Körper vor physischem oder psychischem Schaden zu bewahren, denn unbekannte Situationen/Reize aus der Umwelt können sich als schädlich/lebensbedrohlich erweisen.
Angeborene Angstauslöser, wie z.B. Schmerzen/ unbekannte, laute, zischende, knallende und scheppernde Geräusche/Unbekanntes und plötzliche Reize allgemein/ schnelle Bewegungen und ungewohnt starke Reizintensitäten lösen ohne individuelle Vorerfahrung das Gefühl von Angst und Bedrohung aus.
Reize, die kurz vor und während der ablaufenden Angstreaktion auftreten, können ebenfalls mit Angst und Bedrohung assoziiert werden. Diese Verknüpfung entsteht durch den Prozess der klassischen Konditionierung. Die erlernten Auslöser haben dann „Ankündigungscharakter“ für einen angeborenen Angstauslöser bekommen und lösen durch die individuelle Erfahrung das Gefühl von Angst und Bedrohung aus.
Ziel des Angstverhaltens ist immer die Distanzvergrößerung zum Auslöser. Die Distanzvergrößerung (die sich durchaus nur im Bereich von Millimetern bewegen kann) bringt Erleichterung wenn sie erfolgreich die Bedrohung abschwächt bzw. wenn diese aufhört. Hat der Hund keinen Erfolg mit seiner Lösungsstrategie, Abstand zwischen sich und den Auslöser zu bringen, kann die Angst u.a. in Aggression münden. Wird die Situation noch bedrohlicher (der Auslöser intensiviert sich/es kommt weitere Bedrohung hinzu) verschlimmert sich die Emotion Angst.
Angst und Angstverhalten entstehen nicht im luftleeren Raum, es gibt immer Umstände, die das Verhalten vorher bedingen und begünstigen(u.a. physischer Zustand wie z.B. Erkrankung/Schmerzen und psychischer Zustand wie z.B. Erregungsniveau, Frustration, Stresslevel/Vorerfahrungen mit dieser oder ähnlichen Situationen/der Auslöser) und Konsequenzen, die das Verhalten nachher beeinflussen und verstärken.
Um eine Verhaltensveränderung zu erzielen und um alternative Bewältigungsstrategien in der Situation aufbauen zu können, muss man daher an diesen Punkten ansetzen: Man verändert die Bedingungen vor dem unerwünschten Verhalten, um sich eine bessere Ausgangsposition für die erwünschten Bewältigungsstrategien zu schaffen und die Konsequenzen danach, um den Prozess der Verstärkung gezielt für die erwünschten Bewältigungstrategien zu nutzen.
Verstärkend wirken die Konsequenzen eines Verhaltens immer dann, wenn sie das aktuelle Bedürfnis des Hundes ansprechen. Daher müssen die alternativen Bewältigungsstrategien so ausgewählt werden, dass sich daraus tatsächlich für den Hund eine Verbesserung der Situation ergibt, um einen verstärkenden Effekt zu erreichen.
Das bedeutet, gezielte Veränderungen der Bedingungen vor dem Verhalten verbessern beim Hund die emotionale Grundstimmung, wenn er mit der Situation in Kontakt kommt. Diese verbesserte physische und psychische Verfassung des Hundes macht es ihm erst möglich, in der Situation die zuvor erlernten und eingeübten alternativen Bewältigungsstrategien anstelle des unerwünschten Verhaltens zu zeigen. Diese alternativen Bewältigungsstrategien führen dazu, dass die Situation sich für den Hund verbessert. Es kommt zu einer Verstärkung eben dieser alternativen Bewältigungsstrategien (der Hund wird zukünftig immer häufiger, und schneller dieses Verhalten zeigen), da sich diese Strategien für den Hund als lohnend herausgestellt haben.
Um effektiv die problematischen Situationen verändern zu können, gestaltet sich das Training also folgendermaßen:
Die physische und psychische Verfassung des Hundes muss verbessert sein, wenn er in die Situation kommt (u.a. weniger Stress/weniger Erregung/weniger Frustration/keine Schmerzen/ positiveres Wahrnehmen des Auslösers).
Die alternativen Bewältigungsstrategien müssen die problematische Situation für den Hund sofort verbessern, d.h. der Auslöser/die Situation wird durch diese alternative Bewältigungsstrategie abgeschwächt, bzw. abgestellt.
Die alternativen Bewältigungsstrategien müssen außerhalb problematischer Situationen aufgebaut werden.
Um Verhaltensweisen ganz eindeutig mit den Konsequenzen verknüpfen zu können, wird mit Markersignalen gearbeitet.
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